Depression – ein Kampf um Leben und Tod

sun-726032_1280Vor einem Jahr ging es mir Scheiße. Sorry, für diese Wortwahl, aber anders kann ich es einfach nicht bezeichnen. Um etwas präziser zu werden: Ich war depressiv. Und das war nicht nur so eine Phase. Nein, ich war in eine richtige Depression gerutscht.

Damals hab ich es nie als solche benannt und auch heute scheue ich mich noch vor diesem Begriff. Ich meine, wer posaunt schon gerne in die Welt hinaus, dass er depressiv ist. Noch dazu, wenn man durch sein Studium täglich von Psychologen umgeben ist. Lieber sagt man: Mir geht es nicht gut. Das lässt Raum zur Interpretation.

Warum genau meine Depression entstanden ist weiß ich nicht. Aber wie es in der Psychologie so schön heißt, war es bestimmt eine Symbiose aus Anlage und Umwelt. In meinem Fall bedeutet das, dass ich neben einem genetischen Hang zum Depressiven (Anlage), bestimmten Situation ausgesetzt war, die diesen Hang verstärkt haben (Umwelt).

Der Hang zum Depressiven, vermute ich, kommt eher väterlicherseits. Schon in meiner Magersucht mit 12, habe ich Antidepressiva geschluckt. In meiner Jugend war ich oft ein ziemlicher Pessimist.

In meinem Leben hat sich zu der Zeit auch einiges verändert: Ich bin vier Monate davor ausgezogen und habe zu studieren begonnen. Ich war in einer fremden Stadt, mit fremden Leuten, weit von zu Hause weg. Noch dazu habe ich allein gewohnt. Sozusagen war dies nach meinem Klinikaufenthalt und meinem Binge-Jahr, der erste Schritt in eine gesunde Zukunft.

Dass mir dieses neue Leben Angst gemacht hat, brauche ich wohl keinem zu erzählen. Ausgezogen vom elterlichen Nest, hatte ich auf einen Schlag viel mehr Verantwortung und vor allem auch die ganze Verantwortung für mich selbst. Ausheulen konnte ich mich nur bei meiner Familie übers Telefon, ansonsten erstickte ich meinen Kummer in Essen und Rückzug. Das sind natürlich keine optimalen Voraussetzungen um Freunde zu finden.

All diese Faktoren machten mich unglücklich und zunehmend verlor alles was ich machte an Sinn. Alles war anstrengend und ich dachte zumindest über Selbstmord nach, um diesen ganzen Elend zu entkommen.

Meine Mutter plädierte ständig darauf, dass ich mir Hilfe holen soll. Lange habe ich mich gewährt, weil ich keine Medikamente schlucken wollte. Meine negativen Erfahrungen mit Antidepressiva in der Kindheit, haben mich zu diesem Handeln bewegt.

Schließlich ging es mir aber so schlecht, dass ich in meiner Trägheit aktiv wurde und einen Neurologen aufsuchte. Dieser verschrieb mir solche von mir verhassten Pillen und nach einiger Zeit merkte ich eine Besserung meiner Stimmung. Natürlich haben sie mich nicht auf wundersame Weise gesund gemacht, aber gewichtig dazu beigetragen. Somit habe ich mir vor einem Jahr erneut das Leben gerettet und bin sehr dankbar dafür.

Ein Gedanke zu “Depression – ein Kampf um Leben und Tod

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