Meine Mutter und die Essstörung

Eine Person, die fast genauso stark an meinen psychischen Problemen mitleidet ist meine Mama. Bevor ich jedoch genauer darauf eingehe, zuerst einmal: DANKE LIEBE MAMA!!!!!!

Ich bin ein Mamakind. Schon immer habe ich einen engen Draht zu meiner Mutter. Sie war im Vergleich zu meinem Vater, der viel arbeitete, immer für mich da und hat mir stets Schutz gegeben. Ich habe von ihr Weltanschauung, Werte und Verhaltensweisen übernommen.

Blieb in meiner ersten Magersucht für mich relativ unklar wie es ihr ging, konnte ich bei meinem zweiten Absturz hautnah miterleben wie sie gelitten hat. Nur hat mich das aufgrund meiner Emotionslosigkeit damals wenig berührt.

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Als sie gemerkt hat, dass ich mit 17 Jahren erneut abnehme, hat sie vielleicht zuerst etwas zögerlich reagiert. Das ist kein Vorwurf, denn ich wäre auch nicht kooperativ gewesen.

Aber als sie dann eingeschritten ist, hat sie sich tatsächlich mehr als aufgeopfert. Sie hat Ärzte und Therapeuten  rausgesucht und mich dorthin begleitet. Sie hat dafür gesorgt, dass immer genügend von den „sicheren“ Lebensmitteln im Haus sind, hat jeden Tag beim Frühstück von mir erfahren, dass mein Gewicht erschreckend niedrig ist und auch immer niedriger wird. Sie hat begonnen sich mit Kalorien zu beschäftigen, um mir bei meiner täglichen Essensplanung zu helfen. Jeden Krisenanruf hat sie sich geduldig angehört und versucht ihre hysterische Tochter zu beruhigen. Hat meine fast täglichen Weinkrämpfe ertragen und in Streits hab ich ihr Dinge an den Kopf geworfen, die niemand je zu einer Mutter sagen sollte. Sie hat täglich stundenlang mit mir beim Abendessen gesessen, damit ich meine Miniportion in meinen verhungerten Körper aufnehme und sie hat fast jeden Abend meinen Rücken mit einem Igelball massiert.

Was sie dabei ertragen musste, kann ich mir vermutlich nur ansatzweise vorstellen. Ich habe viele Dinge getan und viele Dinge von ihr verlangt, die eine Mutter schwer leiden lassen. Ich hab sie dazu gezwungen meinem Verfall zuzusehen, denn bis zum Abitur hätte ich mir nicht stationär helfen lassen. Sie hat für mich Ärzte angelogen, hat mit mir gelitten und geweint. Ich habe nie gefragt, wie viele Nächte sie wegen mir wach gelegen hat.

Ich wünschte ich könnte rückgängig machen, was ich ihr angetan habe. Sie ist die wichtigste Person in meinem Leben und ich hab ihr solch schreckliche Dinge angetan.

Ich weiß nicht wie ich das je wieder gut machen kann. Ich weiß nur eines: Ohne sie, wäre ich bestimmt nicht mehr am Leben!

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