Heute kommt der zweite Teil von Weihnachten mit Essstörung. In meinem ersten Teil ging es darum wie ich mit meiner Magersucht eines der schrecklichsten Weihnachten überhaupt erlebt habe. Dieses Mal soll es um das Weihnachten des darauffolgenden Jahres gehen.
Hier geht´s zu Teil 1.
Weihnachten zwischen Hungern und Fressen
Wir befinden uns drei Jahre in der Vergangenheit. Ich hatte im Sommer drei Monate Klinikaufenthalt hinter mich gebracht und war jetzt sozusagen in der Prüfphase: schaffe ich es zu Hause weiter zu essen oder falle ich erneut in das Loch von Hungern und wieder Hungern.
Dazu muss man sagen, dass ich zu der Zeit eigentlich nicht wirklich etwas zu tun hatte. Sprich ich war weder arbeiten, noch studierte ich. Und womit verbringt ein Essgestörter seine Zeit so? Jap, mit Denken an Essen bzw. nicht Essen. Getriggert von dem Essen, das ich mir in der Klinik erlauben durfte, war auch in der Adventzeit meine Lust auf Essen eindeutig vorhanden.
Das wollte ich jedoch nicht. Ich wollte weiterhin Kontrolle darüber behalten, was in meinem Magen landet und was nicht. Das war schwierig und der Heißhunger wurde immer heftiger. Auch verständlich. Mein Körper kämpfte ums reine überleben und das mittlerweile seit fast zwei Jahren.
Aber ich kontrollierte mich, aß jedoch trotzdem. Rückblickend weitaus zu wenig, aber genug, um meiner Mutter und meiner Schwester (mein Vater war mittlerweile ausgezogen) keinen Anlass zur Sorge zu geben. Ich habe sogar Plätzchen gegessen. Aber wie gesagt, alles sehr kontrolliert.
Zu Silvester, der Zeit der Veränderung, hatte ich die Schnauze voll. Ich wollte nicht mehr von dieser beschissenen Magersucht abhängig sein und außerdem konnte ich diesem Drang endlich ausreichend zu essen nicht mehr länger standhalten.
Also habe ich angefangen zu essen. Und das meine ich tatsächlich so wie ich es sage. Von einem Tag auf den anderen habe ich angefangen mir wieder sämtliche Lebensmittel zu erlauben, die ich mir teilweise schon Jahre verboten habe. Als hätte man einen Schalter umgelegt.
In der Fachsprache bezeichnet man das, was ich hier erlebt habe als „Extremen Hunger“. Durch diese Phase gehen so gut wie alle Magersüchtigen auf dem Weg zur Heilung. Der Körper will nachholen, was er verpasst hat und lässt keine Möglichkeit zum Essen aus. Dass mein Körper von dem vielen Essen plötzlich total überfordert war, hätte mich eigentlich nicht überraschen sollen. Mir war schlecht, schwindelig und manchmal stieg mein Puls so rasant an, dass mir echt anders zumute wurde.
Es dauerte nicht lange, bis ich mich geschämt habe und die Mengen, die ich tatsächlich verschlungen habe, geheim halten wollte. Das war für mich nicht allzu schwierig. Zum einen freut sich die Familie, wenn das kranke Mädchen endlich etwas zu sich nimmt. Zum anderen ist für meine Mutter und Schwester essen sowas von zweitrangig, dass sie nie bemerkt haben, dass schon wieder was fehlt.
Somit war dieses Weihnachten der Startschuss für meine Binge Eating Disorder, in der ich euch nächste Woche in „Weihnachten mit Essstörung“ Teil 3 weiter berichte.
Außerdem hab ich ein neues YouTube Video gedreht, indem es um einen neuen Therapieansatz für Schizophrenie und Depression geht: Das ERSTE digitale Medikament der Welt / Julia Lebenswelt
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