Meine größte Angst…

Es gibt eine Menge Dinge, vor denen ich Angst habe. Dazu zählen auch viele kleine Dinge, die für viele Menschen ganz selbstverständlich scheinen z.B. das Haus zu verlassen. Aber meine größte Angst teilen, denke ich, sehr viele Menschen mit mir. Und zwar ist das die Angst vorm Alleinsein.

Und damit meine ich nicht, dass ich ständig Leute um mich herum brauche. Um Gottes willen! Das würde mich vollkommen überfordern. Ich verbringe gerne Zeit mit mir und kann mich auch gut und lange alleine beschäftigen.

Meine Angst bezieht sich viel mehr auf das Gefühl auf der Welt niemanden mehr zu haben, an dem ich mich wenden kann, wenn es mir mal nicht gut geht, aber genauso wenn ich mal mit jemandem lachen möchte.

Dieses Gefühl nicht auf mich allein gestellt zu sein gibt mir im Moment meine Schwester und meine Mutter. Vor allem meiner Mama kann ich alles erzählen und ich hänge, meiner Meinung nach, manchmal schon viel zu stark an ihr. Auch wenn ich über eine relativ große Distanz von meiner Mama entfernt bin, fühle ich mich dennoch mit ihr verbunden, Whatsapp und Co. sei Dank.

Das war’s aber dann auch schon, was ich an engen Beziehungen aufweisen kann. Ich will damit nicht sagen, dass ich keine Menschen in meinem Umfeld hätte, die ich nicht als Freunde bezeichnen würde, aber das sind keine Beziehungen, wo ich mich darauf verlassen kann, dass diese auch noch in mehreren Jahren bestehen. Außerdem finden diese Beziehungen auf einer viel weniger tiefen Ebene statt, womit wir auch schon den nächsten Punkt angerissen haben:

Ich  kann Menschen nur bis zu einem gewissen Grad vertrauen. Ich habe Schwierigkeiten Nähe zuzulassen, sowohl psychische und besonders auch körperliche. Mal abgesehen von den möglichen Gründen dafür, macht es mir diese Eigenschaft schwer tiefe Beziehungen entstehen zu lassen.

Ich denke, dass es auf der Oberfläche für viele so wirkt als wäre ich ein sehr offener Mensch, mit dem man über viele Dinge sprechen kann. Vermutlich kann ich das auch, aber es fühlt sich für mich häufig nicht vertrauensvoll an. Ich habe oft negative Überzeugungen über mich selbst im Kopf, die sich nur schwer zersprengen lassen.

Zuletzt bin ich ein Meister darin es mir selbst immer wieder schwer zu machen. Seit meinem 16. Lebensjahr wechsle ich alle paar Jahre mein komplettes soziales Umfeld. Kombiniert mit dem Problem, dass ich nicht so gut im Freundschaften halten bin, ergibt das eine nicht allzu gute Basis dafür, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen.

Ich will ja auch gar nicht so viele tiefe Freundschaften wie sich das jetzt vielleicht anhört. Es geht mir nur darum, dass meine Mutter irgendwann nicht mehr für mich da sein wird bzw. dass ich sogar jetzt schon merke wie unzufrieden es mich macht, dass ich vor Ort niemanden habe, an den ich mich mal anlehnen kann. Und das wird auch nicht besser werden, solange ich nicht anders handle. Aber kann ich das überhaupt? Oder besser gesagt will ich das überhaupt? Aber das Kapitel können wir ein anderes Mal aufmachen…

10 Gedanken zu “Meine größte Angst…

  1. Liebe Julia,

    diese Zeilen hätten von mir stammen können, als ich 22 Jahre alt war. Heute bin ich 30 und in Deinem Alter beschäftigte ich mich ebenso intensiv mit diesem Thema, wie Du es jetzt tut.

    Um ehrlich zu sein, kann ich auch nicht wirklich in einem Satz zusammenfassen, wie es mir gelungen ist, an diesen Gefühlen, der Angst vor dem Alleinsein, meiner Offenheit anderen Menschen und vor allem Freundschaften gegenüber, etwas zu ändern. Was ich aber ganz sicher sagen kann, ist, dass der Grundstein dafür die Erkenntnis war.

    Und weil ich der festen Überzeugung bin, dass wir nur etwas bewirken können, in dem wir an und in uns arbeiten und nicht an unserem Umfeld, glaube ich, dass Du soeben mit Deinen niedergeschriebenen Gedanken den ersten Schritt gemacht hast.

    Vielleicht könnte es Dir ja gelingen, Deine innere Haltung bezüglich Deiner „oberflächlichen Offenheit“ zu ändern und mal zu schauen, was dann in Deinem Umfeld passiert. Das soll nicht belehrend klingen, aber das war damals auch ein wichtiger Schritt für mich. Ich glaube, ich war anfänglich auch überrascht, wie mein Umfeld auf die „wahre Sophie“ reagierte. Und daraus resultierten Freundschaften, die bis heute anhalten, von denen ich weiß, dass sie mich auch in schweren Zeiten auffangen.

    Liebste Grüße und eine wundervolles Wochenende wünsche ich Dir!

    Sophie

    Gefällt 3 Personen

    1. Vielen lieben Dank für diese schönen und aufbauenden Worte, Sophie! ❤ Was du schreibst klingt sehr einleuchtet. Ich versuche an mir zu arbeiten und in kleinen Schritten die "wahre Julia" etwas mehr durchscheinen zu lassen. 😉
      Ich wünsche dir einen wundervollen Sonntag!
      Alles Liebe, Julia

      Gefällt 1 Person

      1. Noch ganz kurz:
        `Tanz einfach mal aus der Reihe´ hängt bei mir an der Wand. Egal wie, wo oder was…nur sich mal trauen, aus der Rolle zu fallen anstatt sich nur im Kries zu drehen!!
        P.S. When was the last time you did something for the first time???

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  2. Freunde sind bzw. ein bester Freund ist die wichtigste Beziehung im Leben. Und ein guter Freund ist jemand, der immer für dich da ist, wenn du ihn (bzw. sie) brauchst. Freunde helfen sich gegenseitig.
    Und wenn du Probleme hast, Menschen nur bis zu einem gewissen Grad zu vertrauen und psychische Nähe zuzulassen, dann liegt das sicherlich nicht (nur) an dir.
    Und wenn du keinen besten Freund (bzw. Freundin) hast und danach suchst, wird`s immer schlimmer, weil du dir deine Ängste immer wieder selbst bestätigst und du `drehst dich nur im Kreis´. Hörst du auf zu suchen und problematisieren, wird die Freundschaft dich ganz von selbst finden. Nur eine Frage der Zeit. Darauf würde ich wetten!!
    Ich habe diesbezüglich gerade wieder einen neuen Kommentar zu einem alten Artikle bekommen, in dem es um die von C.G. Jung entdeckten sog. Synchronizitäten geht. Ich habe bereits mehrfach darüber geschrieben (zB auch dass Synchronizitäten bei Lebensproblemen helfen) und dieses Phänomen hat mein Leben verändert.
    Würde mich sehr freuen, wenn du dazu mal etwas beitragen würdest unter Kommentar:
    https://4alle.wordpress.com/2012/12/02/synchronizitat-oder-zufall/?c=2466#comment-2466
    Melde dich Bitte!
    Jürgen aus Loy

    Gefällt 1 Person

      1. Ich komm nochmal kurz zurück, weil ich derzeit bei meinen schwerwiegenden Problemen versucht habe, die vermeintlichen Zufälle zu nutzen. Hab den Text selbst schon vergessen, aber auf jeden Fall ist da auch was dran. Wenn du mal Zeit hast, kannst ja mal lesen:
        https://4alle.wordpress.com/2012/11/23/philosophie-beim-wort-genommen-die-losung-von-lebensproblemen-durch-zufalle/
        Schönen Tag und `tanz mal aus der Reihe´ 🙂
        Jürgen aus Loy

        Gefällt 1 Person

  3. Pingback: Die Angst vor Menschen schlägt zu – Lebenswelt

  4. Ich kenne das mit dem Angst vorm alleine sein auch gut. Nachdem ich mich scheiden hab lassen, stand ich erstmal ganz alleine da. Ich war nicht in meiner Heimat und alle aufgebauten Freunde (aus seinem Fußballverein) brachen nach und nach für mich weg… Das war eine schwere Zeit und aus eigener Erfahrung sage ich, werde selbst aktiv und gehe auf andere Leute zu. Wenn es dir persönlich schwer fällt, dann ist das Internet da eine ganz tolle Alternative. Ich habe dadurch einige Freundschaften entwickelt, manche tiefer, manche oberflächlicher. Daneben habe ich aber auch eine tiefe innere Freude entwickelt, so dass das Gefühl von der Angst kaum noch vorhanden ist. Was mir dabei sehr geholfen hat, ist Yoga und Meditation. Vielleicht kann ich dich dazu auf meinem Blog ein wenig inspirieren. Alles Liebe, Vany

    Gefällt 1 Person

    1. Vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrungen, Vany! 💜 Yoga wurde mir auch schon in der Therapie empfohlen und ich glaube es wird Zeit dem ganzen mal eine Chance zu geben. Ich schau definitiv mal in deinen Blog rein! 🙂

      Alles Liebe
      Julia

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