Ich hab euch ja in meinen letzten Beiträgen Die Angst vor Menschen schlägt zu und Das Leben überfordert mich, davon erzählt, dass meine Ängste momentan sehr hoch sind, sehr zum Leid von mir selbst.
Letzte Woche hatte ich einen Termin bei meiner Therapeutin und wir haben das Ganze mal ein bisschen ergründet. Das kam dabei raus:
- Erhöhtes Anspannungslevel
Durch den Stress, den ich mir im Moment wegen Uni und Bachelor-Arbeit mache, habe ich ständig Gedanken im Kopf, die mich eigentlich nie abschalten lassen. Das heißt, meine Anspannung ist durchgehend relativ hoch oder zumindest höher als in den „entspannteren“ Studiensemestern davor. Wenn dazu dann noch Ängste kommen, die hin und wieder aufploppen wie zum Beispiel die Überforderung durch viele Menschen oder die Angst vor bösen YouTube-Kommentaren geht mein Angstlevel in bisher nicht dagewesene Höhen. Es ist im Prinzip wie eine Formel: Grundanspannung durch Uni + angstauslösendes Ereignis = für mich ungewöhnlich hohe Angst.
- Runter vom Gas!
Gut, jetzt haben wir den Grund, aber was mache ich jetzt damit? Eine Therapeutin wäre keine Therapeutin hätte sie nicht schon einen Vorschlag parat: Achtsamkeit. Damit gehen wir eigentlich ein Jahr zurück, zum Start dieses Blogs. Denn da hab ich noch den einen oder anderen Beitrag zum Thema Achtsamkeit verfasst. Nicht zuletzt, weil ich da von meinem in dieser Zeit erlebten Praktikum in einer psychosomatischen Klinik starken Einfluss bekam.
Das bedeutet für mich jetzt konkret: immer wieder versuchen für kurze Augenblicke im Moment zu sein, wahrnehmen was ist und in meinem Kopf einen Gang zurück schalten. Dass meinem „Monkey-Mind“ beizubringen, wird eine Herausforderung, aber schon während der Therapiesitzung hab ich gemerkt wie meine Hände weniger zittrig wurden, als ich mich bemühte mit meinen Gedanken tatsächlich beim Gespräch zu bleiben.
- Tschüss, Bewertung!
Gleich passend zur Achtsamkeit, ist in meinem Leben Bewertung eines wenn nicht sogar DAS Problem. Ich bewerte alles oder besser gesagt vor allem das, was ICH denke, tue und sage. Und meist fällt diese Bewertung relativ negativ aus, sodass es meist in Symptomen der Essstörung, Depression oder Angst resultiert. Das stresst mich dann noch mir, ich mache mir noch mehr Vorwürfe und der perfekte Teufelskreis ist geboren.
- Party? – Ohne mich!
Ich war letztes Wochenende auf einer Geburtstagsparty und hab es gehasst! Das war mir eigentlich vorher schon klar. Ich bin trotzdem hingegangen – meiner Freundin zuliebe und um mal wieder soziale Interaktion zu üben. Ich habe mich unwohl gefühlt, weil ich mit der Menge Menschen überfordert war. Ich habe gefühlt zehn Mal von meiner Bachelor-Arbeit erzählt, weil wir alle Studenten sind und uns sonst nichts anderes zu erzählen haben. Ich war am Ende total fertig, weil ich immer dachte ich müsse mich nur überwinden und raus wagen aus meiner Komfortzone, um glücklich zu sein. Seht ihr: Ich bewerte schon wieder!
Auf jeden Fall wurde mir in der letzten Therapiesitzung klar, dass es vollkommen ok ist, Veranstaltungen mit vielen Menschen nicht zu mögen (solange ich sie nicht nur wegen meiner Angst meide). Als ich dann darüber nachdachte, habe ich festgestellt, dass ich mich immer wohler fühle, ja mich sogar auf ein Treffen freue, wenn es nur ein zwei Menschen sind. Somit habe ich es gewagt die nächste Geburtstagsfeier mit einem ehrlichen Grund abzusagen. Das Geburtstagskind hat sehr verständnisvoll reagiert. Nächste Woche mache ich mit ihr eine kleine Geburtstagsfeier zu zweit mit einem leckeren Abendessen und tiefgehenden Gesprächen. 😉
► Mein YouTube Kanal: JULIA LEBENSWELT
Es hat mir gerade sehr geholfen, deinen Beitrag zu lesen, weil ich mich in vielen Punkten wieder fand. Mein Angstproblem hat sich oft unbegründet angefühlt, weil mir die Außenwelt ja schließlich nichts getan hat. Aber es klingt sehr nachvollziehbar, Angst zu bekommen, weil der innere Leistungsdruck, sowie die Furcht vor Verurteilung so hoch ist.
Liebe Grüße! 🙂
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Das freut mich sehr, dass dir der Beitrag geholfen hat! Ich fand es tatsächlich auch total nachvollziehbar, wäre aber selbst niemals drauf gekommen.
Alles Liebe
Julia 💜
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Fühl dich gedrückt Julia! Klasse Lösung bzgl. des Geburtstages..vielleicht klappt es irgendwann auch wieder, wenn du etw. „runtergefahren“ bist. Geduld…ich weiß, die Geduld und ich freunden uns auch gerade erst an..aber ist noch mehr so ne Hassliebe..
Du wirst deinen Weg gehen 🙂 Und du scheinst eine sehr gute Therapeutin zu haben 🙂 Alles Gute für Dich! Liebe Grüße
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Vielen lieben Dank! 💜 Die Beziehung zwischen Geduld und mir ist ebenfalls auf alle Fälle noch ausbaufähig ;). Und du hast absolut recht mit meiner Therapeutin! Da habe ich echt großes Glück! 🙂
Ich drück dich auch! Liebe Grüße,
Julia
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