„Bitte NICHT lesen!“ Sind Trigger-Warnungen überhaupt sinnvoll?

Auf den unterschiedlichsten Plattformen lese ich immer wieder Beiträge, die ungefähr so beginnen: „Hier besteht Triggergefahr! Wenn ihr nicht stabil genug seid, dann schaut/lest das hier jetzt bitte nicht!“ Das ist schon die Langform. Manchmal steht auch einfach nur TW, die Abkürzung für Trigger-Warnung.

Vielleicht sollte ich, bevor wir diskutieren wie sinnvoll solche Warnungen sind, erstmal kurz erklären, was Trigger überhaupt sind. Das Wort Trigger bedeutet eigentlich nicht mehr als dass ein bestimmter äußerlicher Reiz in einem eine bestimmte Reaktion erzeugt. Das passiert bei allen Menschen und ist nicht automatisch etwas Krankhaftes oder Negatives. Zum Beispiel werden bei vielen Menschen durch den Geruch von Zimt, Erinnerungen an Weihnachten hervorgerufen. Dass wir unterschiedlich auf bestimmte Reize reagieren liegt im Wesentlichen daran, dass wir alle unterschiedliche Erfahrungen und Persönlichkeiten besitzen. Trigger-Warnungen werden in Bezug auf psychische Erkrankungen dann ausgesprochen, wenn das Gesagte, Gezeigte oder Geschriebene möglicherweise im „Konsumenten“ dazu führen kann, dass die krankhaften Symptome (wieder) ausbrechen. Zum Beispiel ist es für viele Menschen mit Magersucht „triggernd“ sehr abgemagerte Körper zu sehen, da es in ihnen den Wunsch hervorrufen kann ebenfalls so dünn zu sein, was zu entsprechenden Maßnahmen führt. Es betrifft natürlich nicht nur Essstörungen. Ich spreche darüber, weil es aus meiner Perspektive am besten nachzuvollziehen ist. Gerade auf den sozialen Plattformen gibt es z. B. viele Accounts, die selbstverletzendes Verhalten schonungslos zeigen, indem sie Bilder von aufgeschnittenen Armen präsentieren.

Ich verstehe grundsätzlich gut, woher der Gedanken kommt Trigger-Warnungen zu verwenden. Viele wollen über ihre Erfahrungen sprechen und sie teilen, weil es zum einen für sie selbst sehr entlastend sein kann und zum anderen, weil es den Empfängern auch helfen kann. Trigger-Warnungen entstehen sozusagen aus guten Absichten heraus. Gleichzeitig ist es aber auch eine persönliche Absicherung: „Ich habe eine TW vor meinen Post gesetzt. Wer ihn jetzt trotzdem liest und sich danach schlecht fühlt ist selbst Schuld.“ Das stimmt natürlich im Grunde. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Und gerade im Internet müssen wir alle auf uns selbst aufpassen.

Aber können das Menschen, die sich in Krisen befinden überhaupt? Ist jemand, der in dem Wahn einer Essstörung steckt überhaupt fähig solche Dinge einfach wegzuklicken? Es gehört Bewusstsein und mentale Stärke dazu etwas nicht zu lesen, wo einem die Krankheit im Nacken sitzt und ruft: „Les es! Les es! Les es!“
Ist es also wirklich die Verantwortung des Konsumenten hier aufzupassen? Ich, für meinen Teil, muss sagen, dass mich noch keine Trigger-Warnung davon abgehalten hat irgendetwas anzusehen oder zu lesen. Ganz im Gegenteil: Wenn ich eingeschränkt werde, dann will ich es erst recht! Steht Trigger-Warnung dran denke ich, dass jetzt erst das Interessante kommt. Es ist fast schon so wie ein „Clickbait-Titel“. Dabei hat es bei mir gar keine Rolle gespielt wie krank ich war. Mit haben in meiner Magersucht teilweise solche Artikel schon insofern geschadet, dass ich mich noch mehr mit der Thematik auseinandergesetzt habe. Aber ich habe auch unter solchen Beiträgen schon mal einen Kommentar gelesen, wo jemand meinte, er lese das jetzt nicht, weil er zu instabil sei. Also vielleicht liegt es auch nur an mir. Vielleicht wirken bei anderen diese Warnungen wie sie wirken sollen.

Ich selbst habe auch schon in einem Video, wo ich einen Essanfall simuliere, eingangs eine Trigger-Warnung verwendet, da ich weiß wie sehr gerade grafische Darstellungen triggern können. Es war, wie schon vorher beschrieben, aber mehr für mein Gewissen.

Da ich nie sicher sein kann, was meine Worte in anderen auslösen, halte ich mich sehr zurück. Ich versuche nie konkrete Gewichtsangaben zu machen, erzähle nie, was ich genau esse und was nicht, ich würde aus heutiger Sicht keine Bilder posten, die meinen von der Essstörung gezeichneten Körper zeigen, ich erzähle nichts von „Methoden“, die ich damals eingesetzt habe, um mich durch Arztkontrolllen zu mogeln und eine ganze Menge mehr. Ich würde davon sehr gerne erzählen, gerade um Nicht-Betroffenen zu zeigen wie heimtückisch Essstörungen sein können. Aber da ich weiß, dass es für viele Essgestörte nur Futter für ihre Krankheit ist, lasse ich es. Auch, wenn ich weiß, dass gerade „Bevor“-Fotos mir wahnsinnig viele Likes bringen würden. Und nur eine Trigger-Warnung davor zu setzen, würde ich mit dem Wissen, was ich über das menschliche Denken habe, nicht mit mir vereinbaren können.

Es ist ein wahnsinnig schwieriges Thema über psychische Erkrankungen zu informieren, aufzuklären und Betroffenen zu helfen ohne dabei zu viel oder das Falsche zu sagen. Vielleicht bin ich da aber auch zu vorsichtig. Was meint ihr?

Ich würde mich wirklich unglaublich freuen, wenn ihr mir eure Gedanken zum Thema Trigger-Warnung verratet! Lasst uns ein bisschen darüber diskutieren! Ich bin gespannt! 🙂


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39 Gedanken zu “„Bitte NICHT lesen!“ Sind Trigger-Warnungen überhaupt sinnvoll?

    1. Da hast du wahrscheinlich recht. Weißt du Genaueres dazu, inwiefern TW rechtlich absichern, schützen etc. Beziehungsweise auf welches Gesetz man sich da bezieht? Denn, dass es für TW tatsächlich rechtliche Gründe gibt, ist mir neu.

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      1. Nein, da habe ich keine Ahnung, das habe ich mir nur gedacht – da liege ich möglicherweise falsch. Dachte, weil es bei Filmen ja auch die Warnung gibt . Aber, wie geschrieben, da irre ich mich wahrscheinlich.

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  1. Ich denke auch, dass dieses TW-Bezeichnungen nicht viel bringen, da sie auch manchmal inflationär genutzt werden und die Leute anziehen, die gerade auf eine Triggerwarnung anspringen. Bei Essstörungen ist es vielleicht auch nochmal anders, weil man sich gegenseitig so „anfeuern“ kann.
    Ich schreibe ja über Trauma und ich kann nur wissen, was andere, die bei mir lesen, triggert. Wer auf meinem Blog liest, weiß, worum es thematisch geht und sollte sowieso achtsam sein. In einigen Beiträgen habe ich eingangs geschrieben, wenn es „detaillierter“ wurde aber ansonsten setze ich da keine Warnung vor. Genauso, wie ich bei den Texten anderer immer achtsam sein muss, was ich vertragen kann und was vielleicht gerade nicht.

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    1. Du sprichst den wichtigen Punkt an, dass man auch ohne TW achtsam mit sich umgehen sollte. Je nach Mensch kann ja eigentlich alles ein Trigger sein und dann müsste man ja, extrem gesprochen, vor das ganze Leben eine Triggerwarnung setzen. Liebe Grüße

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  2. Als multiples System hat unsereins & me Trigger-Warnungen nicht in dem Sinne gesetzt andere zu warnen, sondern vielmehr um mich und andere aus dem eigenen System darauf hinzuweisen, dass in einem Post Dinge drin sind die für dieses System triggernd sind. unsereins & me kann ja nicht beurteilen, inwieweit es andere überhaupt triggern würde…

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      1. In den meisten Fällen gelingt das mittlerweile gut, abzuschätzen was für unsereins & me triggernd ist. Im Laufe der Therapie wurden viele Trigger auch ‚gelöst‘, so dass der ein oder andere Beitrag heute keine Warnung mehr erhält, der von früheren Standpunkt aus betrachtet sicher einen Warnhinweis erhalten hätte. Und nein, die Triggerwarnung ist nicht pauschal verwendet worden.

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  3. Ich muss schon sagen, dass ich manche Dinge nicht lese, wenn eine solche Wahrnung über einem Text steht und ich mich nicht in der Verfassung fühle, das jetzt zu lesen. Daher finde ich es sehr wohl hilfreich, eine solche Wahrnung über dem Text hinzuzufügen. Aber natürlich nützt sie ohne Eigenverantwortung nichts.
    Ob das aber immer der Hintergedanke des Verfassers ist, oder oftmals gefühlt auch dahintersteckt, dadurch eher mehr Leser zu erreichen, kann ich natürlich nicht sagen.
    Wenn ich selbst etwas möglicherweise triggerndes schreibe, setzte ich keine TW, denn ich denke, dass die Leser wissen, worum es in meinem Blog geht oder explizit danach gesucht haben. Außerdem kann ich ja garnicht wissen, was triggert, denn das können u.U. ja die banalsten Dinge sein.
    lg Flügelwesen

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    1. Ich finde es schön zu hören, dass du für dich selbst eine Sensibilität entwickelt hast und auch der „Versuchung“ wiederstehen kannst, die eine TW möglicherweise auslösen könnte.

      Ich glaube auch nicht, dass viele der Verfasser schlechte Absichten haben (Ausnahmen gibt es immer) und es die meisten sehr wohl aus Fürsorge machen, auch wenn es vielleicht mehr Aufmerksamkeit bekommt als „normale“ Beiträge.

      Und ich finde auch deinen Schlusssatz sehr wichtig: Im Grunde kann so gut wie alles ein Trigger sein, denn so individuell wie die Menschen sind, so individuell sind auch ihre Trigger.

      Alles Liebe
      Julia

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  4. C

    Ich finde einfach nur das Label „Trigger-Warnung“ auf etwas zu schreiben und damit zu denken, man sei selbst aus dem Schneider auch nicht sonderlich hilfreich. Auch die Bezeichnung selbst finde ich etwas schwierig…wie du gesagt hast, das könnte vor allem auch eine gewisse Reaktanz hervorrufen bei Leuten die sich denken „jetzt erst recht“.
    An sich aber finde ich die Idee nicht schlecht. Vor allem wenn man eine solche Warnung ernst nimmt und gegen die eigene Reaktanz angeht, ist es ja eigentlich etwas gutes, wenn man sich selbst sagen kann: heute nicht, das packe ich gerade nicht.
    Es kommt natürlich auch darauf an, auf welcher Seite man sich befindet. Wenn man zum Beispiel in einem Blog über psychische Krankheiten liest, sollte das vielleicht schon genug Warnung sein, dass man nun mit solchen Themen konfrontiert wird. Auf anderen Seiten wie Facebook oder Instagram finde ich es dagegen schon nützlicher, da oft Posts die man präsentiert bekommt thematisch sehr gemischt sind und man praktisch ohne Vorwarnung auch mit schwierigeren Themen konfrontiert werden kann.
    Es ist definitiv kein leichtes Thema…

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    1. Aboslut. Trigger-Warnungen sind ja grundsätzlich entstanden, um gegenseitigen Respekt zu zeigen, um Menschen zu warnen und sie nicht schonungslos mit hefitgen Themen zu konfrontieren. Was ich natürlich immer schwierig finde ist wo ich die Grenze setze. Was ist triggernd? Ich könnte das jetzt außerhalb meiner Sparte gar nicht sagen, was Leute potenziell triggern könnte.

      Auch dein Argument zu den sozialen Medien finde ich logisch. Denn selbst wenn ich Leuten folge, von denen ich glaube, dass sie nur „leichte Kost“ posten, kann ich nie ganz sicher sein, dass sie nicht mal von ernsten Themen berichten. Hier ist vielleicht eine kleine Warnung sinnvoll. Nicht nur um betroffene Menschen vom Lesen abzuhalten, sondern auch um sie mental etwas vozubereiten.

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  5. Anonymous

    Ich finde Triggerwarnungen gut und sinnvoll. Klar, manche Menschen machen das nur um sich selbst abzusichern, aber die meisten machen es eben doch um andere zu schützen. Und dieser Schutz wird auch von vielen angenommen. Man kann von Tag zu Tag sich selbst einschätzen – „Bin ich heute stark genug um das zu lesen?“
    Eine gute TW bedarf allerdings auch eines Themas. Nicht jeder fühlt sich durch Essstörungen getriggert, nicht jeder durch Elternhaus, usw.
    Ich selber bin Mod in einer „Problemgruppe“. Die Triggerwarnungen funktionieren bei uns sehr gut

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    1. Vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrungen! Ich denke auch, dass viele positive Absichten gegenüber anderen haben, wenn es um TW geht.

      Ich glaube, ob TW angenommen werden oder nicht hängt stark von der Stabilität der Persönlichkeit ab. Du beschreibst den Idealfall, dass man TW als Potential nutzt. Dann sind Triggerwarnungen bestimmt sehr sinnvoll. Ich frage mich jedoch wie es bei Menschen ist, die stark in ihrer Erkrankung stecken, die vielleicht noch nicht einmal wissen, dass sie krank sind. Das wäre vielleicht auch in deiner Gruppe der Fall, dass hier großteils Menschen sind, die ihr Problem erkannt haben und daran arbeiten wollen (Alles nur Annahmen von mir. Ich kenne die Gruppe nicht. Korrigier mich, wenn ich was Falsches sage.)

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      1. Anonymous

        Ja genau, in der Gruppe sind sich eigentlich alle darüber im Klaren das sie seelisch erkrankt sind. Und so gut wie alle wollen daran arbeiten,
        Zugleich bin ich aber auch in vielen Frettchengruppen drin. Da geht es öfter mal um allgemeinen Tierschutz. Und auch da sehe ich da TWs sinnvoll sind, denn es gibt viele Bilder und Videos auf denen Tiere gequält werden. Und es gibt auch etliche die das Thema auch ohne bildliche Darstellung schon genug mitnimmt. Mich auch. Ich bin pro Tierschutz, aber mit diesen Warnungen brauche ich mir wenigstens nicht alles anzusehen

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      2. Da greifst du ein ganz anderes Thema auf! Das finde ich richtig spannend, denn ich kenne sehr gut, was du beschreibst und habe gerade festgestellt, dass ich bei dieser Thematik (auch ich werde durch mein Interesse für Tiere, deren Schutz oder auch Veganismus immer wieder mit solchen Materialen konfrontiert) vollkommen anders auf Warnungen reagiere. Hier nehme ich das meist sehr wohl ernst, weil ich den Anblick gequälter Tiere selten ertrage. Und auch bei Filmen nehme ich solche Warnungen meistens (zu) ernst. So sehe ich mir alles, was irgendwie mit Horror betitelt ist meist gar nicht oder nur mit anderen Menschen an, weil ich weiß, dass ich da sehr ängstlich reagieren kann. Danke für diesen Denkanstoß!

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  6. Liebe Julia,
    vermutlich bin ich die einzige, die wahrhaft positiv auf Triggerwarnungen reagiert. Der Verweis darauf hat mich oft bereits darauf vorbereitet, dass ein „schweres“ Thema aufkommen könnte. In Bezug auf meine Essstörungen oder andere sensible Momente hat es mich oft davon abgehalten einen Film zu sehen oder einen Beitrag zu lesen. Und wenn ich es doch getan habe, dann war ich zumindest vorbereitet. Ich sehe sie als Stütze, aber wenn sie nicht da sind, dann bedeutet das nicht, dass die Macher schuld sind, dass es mir schlecht geht. Schließlich ist jeder für sich selbst erantwortlich.

    Es muss nicht unbedingt „Triggergefahr“ stehen – es kann auch eine allumfassende Überschrift oder eine kurze Einleitung sein, die in das Thema einführt. Ich finde es jedenfalls immer besser darauf hinzuweisen, als direkt darein zu stolpern.

    Wenn jedoch Triggerwarnungen für eine Sensationslust genutzt werden, um Klicks zu bekommen, dann finde ich sie einfach nur lächerlich. Trotzdem – ich verstehe die gemischten Meinungen dazu!

    Liebe Grüße ❤

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    1. Ich finde es schön zu hören, dass dir Triggerwarnungen helfen gut mit dir umzugehen! Genau dafür sind sie ja im Grunde auch da.

      Ich kann absolut mitgehen mit der Argumentation, dass sie einen vorbereiten, dass ein schwieriges Thema kommt. Denn egal, ob man es dann liest oder nicht, man bekommt schon mal das entsprechende „Mind-Set“.

      Es kommt, glaube ich, wirklich sehr stark darauf an wie bewusst sich eine Person auch ihrer Erkrankung und ihrer Auslöser ist. Z.B. ist es gerade bei Essstörungen ja oft so, dass viele sich ihrer Erkrankung nicht bewusst sind und somit auf Warnungen gar nicht reagieren, aber leider so ihre Essstörung möglicherweise weiter bestärken.

      Liebe Grüße

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  7. Ich kenne beides – also ein Mal, dass eine Triggerwarnung bei mir als Leserin erst Recht die (trotzige) Neugier weckt, weiterzulesen und dann auch, dass sie mich manchmal vom Weiterlesen abhält, wenn ich spüre, es geht mir gerade eh schon nicht gut und die Auseinandersetzung mit gewissen Themen würde das gerade noch Verstärken.

    Ich finde Triggerwarnungen prinzipiell gut, sehe aber auch die Schwierigkeiten diesbezüglich. Ein Mal, wie gesagt, dass so eine Warnung die Neugier erst noch verstärken kann und dann, dass Trigger ja höchst individuell sind. Jemand mit Zwangserkrankung triggern z.B. andere Themen als jemandem mit einer Essstörung, dann kommen noch die individuelle Lebensgeschichte dazu und die momentane Verfassung des)der Lesenden … Darum ist es, denke ich, unmöglich, für alle Blogleser auszuschließen, dass sie in irgendeiner Form getriggert werden.

    Auf meinem Blog handhabe ich es so, dass ich eine TW kurz einbaue, wenn ich ausführlicher über Themen schreibe, von denen ich weiß/vermute, dass sie für viele Menschen schwierig sind, z.B. lebensmüde Gedanken.

    Liebe Grüße

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    1. Du sprichst sehr wichtigte Punkte an, Nelia! Es ist so gut wie unmöglich auf jeden Trigger hinzuweisen. Dann dürfte man wahrscheinlich gar nichts mehr sagen. Im Grunde geht man ja dann meist von sich selbst aus, wenn man eine Triggerwarnung setzt. Was würde mich potentiell triggern? Ich hab ja schon im Beitrag ausschließlich von Essstörungen geschrieben, da eben genau das ein Thema ist, wo ich es gut nachvollziehen kann was triggern kann und was nicht. Bei anderen Erkrankungen oder komplett anderen Themen würde mir das sehr schwer fallen.

      Alles Liebe

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  8. Andreas

    Huhu, ich bin Moderator in einer SHG rund um das Thema Depressionen, Borderline etc. und stieß auf diesen Blog, da ein Mitglied deinen Artikel zur Diskussion gestellt hat. Ich habe folgendes kommentiert: „Meine Meinung dazu: Triggerwarnungen bei expliziten Themen wie SMB, Gewalt, Tod etc. finde ich extrem wichtig und meine Erfahrung ist die, dass sie sich schon mehrfach bewährt haben, denn ich weiß von vielen Leuten, dass sie bei für sich extremen Themen dann nicht lesen, oder zumindest nur dann, wenn sie sich stabil dafür fühlen. Klar, die ganze Welt triggert, das kann man sich nicht aussuchen oder groß ändern aber gerade in einer Gruppe wie dieser sind entsprechende Warnungen sinnvoll. Für mich gibt es ein enstcheidendes Argument, lieber einmal mehr ne TW zu machen als zu wenig: Es schadet keinem! Und wenn es auch nur einem nützt, dann ist der Zweck erfüllt.“

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    1. Vielen Dank, dass du deine Gedanken auch mit mir teilst, Andreas! Du hast schon recht. Natürlich schaden TW erstmal niemanden und, wenn es Menschen hilft, warum nicht? Ich will aber nochmal besonders darauf hinweisen, dass TW kein Freifahrtschein sein soll über alles zu schreiben, was man möchte à la „Jetzt hab ich eine Warnung gesetzt, dann sind die andern Schuld, wenn sie es trotzdem lesen“. Mein Gefühl ist außerdem, dass es stark darauf ankommt wie grundstabil Personen sind und wie bewusst sie sich ihrer Erkrankung sind, um auf TW entsprechend ihrer Verfassung zu reagieren. Grundsätzlich habe ich nichts gegen TW, aber ich finde, wenn ich sie verwende habe ich trotzdem noch eine Verantwortung gegenüber meinen Lesern.
      Liebe Grüße, Julia

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  9. Thimo

    Soweit ich weiß sind diese trigger Warnungen in den US Amerikanischen Colleges entsatnden, um die „Studenten zu schützen“. Dies hat aber in erster Linie den Gegenteiligen Effekt: Die Leute werden immer sensibler und es fällt ihnen immer schwerer Meinungen zu zulassen die nicht ihrem Weltbild entspricht.

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      1. Thimo

        Ich denke das ist sehr individuell, aber im allgemeinen habe ich zur Zeit das Gefühl das die Leute zu sehr mit Samthandschuhen angefasst werden, wodurch sie immer mehr von der Realität Abkommen. Als Beispiel:
        Wenn ich Jura studiere um Anwältin zu werden, aber erwarte, oder sogar verlange, das man ne Triggerwarnung bekommt bevor in der Uni ein Vergewaltigungsfall besprochen wird, hab ich wohl das falsche Studium gewählt oder sollte etwas tougher werden.

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      2. Das stimmt. Man kann nicht erwarten immer gewarnt zu werden und man muss bis zu einem gewissen Grad lernen auch mit der Konfrontation „schlimmer“ Themen klarzukommen. So ist das Leben nun einmal, aber natürlich will man ja auch nicht, dass es Menschen, denen es eh schon nicht gutgeht, noch schlechter geht. Ich finde das ist wirklich schwieriger als gedacht und ich kann nicht immer sagen, dass andere damit klarkommen müssen und ich jetzt einfach sage, was ich möchte, obwohl ich weiß, dass Menschen mit zb einer Essstörung darauf negativ reagieren. Und vielleicht ist das das Resultat, dass wir Menschen immer weniger zutrauen, aber muss ich mich dann nicht bis zu einem gewissen Punkt anpassen, um anderen nicht zu schaden? Oder schade ich ihnen mehr, wenn ich sie „vorsichtig“ behandle?

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      3. Thimo

        Schwierig aber, auch wenn das jetzt eventuell nach ner Ausflucht aussieht, denke ich das man das individuell betrachten muss. Meine Sicht ist folgende: Auf der einen Seite denke ich das jeder von uns an sich arbeiten muss um mit den Dingen um uns herum klar zu kommen und diese zu verbessern. Ich kann aber niemanden dazu zwingen diesen Prozess ebenfalls für sich durch zu machen, da dieser aus meiner Sicht auch nie aufhört, egal wie krank oder gesund man auch ist.
        Ich für meinen Teil denke folgender Ratschlag ist nicht übel: Versuche jemanden nicht zu verletzen. ABER wenn du dies nur kannst indem du denjenigen belügst oder täuschst, sage ihm lieber die Wahrheit. Denn die langzeit Schäden wenn man jemanden belügt, auch wenn man ihn „schützen“ möchte, sind oftmals schlimmer als die kurzen, positiven Effekte einer Lüge.

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      4. Ich bin hier voll bei dir: eine individuelle Betrachtungsweise ist am sinnvollsten. Zweiteres finde ich auch gut, wobei ich schon Menschen verzeihen könnte, die mich anlügen, um mir nicht zu schaden, also wenn sie es gut meinen. Aber es kommt natürlich hier auch stark auf die Größe und Dauer der Lüge an. Manche Lügen sind unverzeilich. Auch hier, denke ich, ist das wieder sehr individuell, welche Unwahrheiten jemand erträgt. Wenn du absolut keine Lügen willst, ist das auch vollkommen ok.

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      5. Kleiner Nachtrag: Also nicht, dass ich mir Lügen wünsche, aber dass ich verstehe warum sie angewendet werden und das für mich nicht unbedingt ein K.O.-Argument ist, dass ich dieses Verhalten für absolut verwerflich halte.

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      6. Thimo

        Ich verstehe auch weshalb sie angewendet werden. Was ich meine ist aber das sie in der Regel eher Schaden, vor allem auf lange Sicht. Wenn ich jemanden in seiner Art bestätige in dem ich anlügen, wird er keine Motivation verspüren dies zu ändern und weiterhin in diese Richtung gehen. Wenn ich ihm aber die Wahrheit sagen, das kann ich natürlich so schonend versuchen wie’s geht, verletzte ich ihn vermutlich in diesem Moment, langfristig besteht aber eher die Chance etwas zu verändern und mit diesem Menschen zu „arbeiten“.

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      7. Da hast du natürlich recht. Wenn man jemanden dadurch in seinen „Fehlern“ bestärke, dann macht es natürlich keinen Sinn. Ich habe das mehr auf Banalitäten bezogen, die mehr situations- als personenbezogen sind.

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  10. Trigger-Warnungen sind für mein Empfinden nützlich gewesen, wenn man aus dem Titel oder einer Schlagzeile von einem Beitrag nicht gleich herauslesen konnte, um was es genau geht.
    Bei solchen, wo das Thema schon konkret genannt wird – ja, wozu setzt man da noch ’ne Warnung dazu? Wenn man die Überschrift gelesen hat und das für einen schon triggernd war, dann ist man zu dem Zeitpunkt doch schon in ein negatives Kopfkino geworfen…
    Bei wem das nicht der Fall ist, der braucht sie wiederum nicht.

    Allgemein, wenn ich mich in Kreisen bewege, bei denen es angebracht ist, solche Warnungen zu setzen, oder bei Themen, wo es, der Erfahrung nach, irgendwie falsch ankommen könnte, wenn man das so einfach trocken anspricht, bin ich aufgelegt, lieber die Warnung oder einen Hinweis zu verwenden als nicht, einfach als Signal „Hier endet die Komfortzone. Weitergehen auf eigene Gefahr!“.
    Weil die Erfahrung ist: Diverse Menschen kommen sehr schnell an und meinen, irgendwas war unangebracht oder „zu hart“ als Thema. Ob nun tatsächlich im Sinne dessen, wofür diese Warnungen mal erfunden wurden, oder weil sich jemand künstlich geschockt zeigen muss.
    Mein Empfinden von „Trigger“ ist da eben häufig völlig anders angesiedelt, beziehungsweise bin ich dann doch eher ein Freund der offenen Worte. Gerade, wenn es um Gewalt-Themen geht, ist das immer wie ein Laufen auf Eierschalen mit den meisten Menschen, während ich mich schon regelrecht dadurch eingeschränkt sehe, wenn ich auf diese hohen Empfindlichkeitsgrade Rücksicht nehmen soll.

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    1. Vielen Dank für deinen Kommentar! Hier sind wir dann stark beim individuellen Empfinden gelandet. Und ich weiß gut, was du meinst. Dinge werden schnell unterschiedlich aufgefasst und es gibt Menschen, die sich aufregen, wenn es zu deutlich wird. Dabei findet man seine Worte selbst noch gar nicht verwerflich. Es erfordert wirklich immer wieder die Frage, wie andere auf Gesagtes reagieren und das kann man 1. nicht immer wissen und 2. wird es dann auch irgendwann anstrengend oder schränkt ein. Finde ich einen wichtigen Punkt.

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      1. Einerseits das – es wird ’ne Mücke aus einem Elefanten gemacht, wo ich denke „das muss man sagen können“, zum anderen die Sache: Man kann ja auch wirklich mit hartem Tobak zu tun gehabt haben/zu tun haben, und selbst der braucht seinen Platz. Wo geht man hin, wenn alle so übersensibel sind, dass sich gleich irgendwer getriggert oder „besorgt“ fühlen würde? („besorgt“ wie „besorgte Bürger“) Und ich würde nicht denken, dass es nicht auch andere gibt, die auf das gleiche Thema (oder bei etwas anderem) anspringen und auch ihre eigenen Gedanken und Erfahrungen dazu beisteuern, sonst aber Hemmungen oder Bedenken dabei haben, das vorzubringen, weil sie denken, dass es unangebracht sei oder keinen Platz habe.
        Um es mal bildlich auszudrücken: Nur weil man darüber schweigt, verschwindet ja nicht der Elefant im Raum. Gerade irgendwelche Sachen aus Täterperspektive, so mein Eindruck, sind mit diesem Stigma belegt.

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      2. Ich kann deine Worte sehr gut nachvollziehen. Ich habe ja auch geschrieben, dass ich mich bei vielen Themen zurücknehme aus Rücksicht. Aber andererseits ist es wie du schreibst: Sollte es nicht auch Platz haben? Alles braucht irgendwo seinen Platz. Und auch den letzten Satz finde ich sehr wichtig und kann ich nur untersteichen, denn es ist auch mein Eindruck, dass die Täterperspektive, wie du sie treffend nennst, oft totgeschwiegen wird.

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