Vor einigen Monaten wurde mir über eine E-Mail-Anfrage CBD als mögliches Behandlungsmittel bei Ängsten näher gebracht. Ich habe in einem Beitrag über eine Studie geschrieben, die von Studenten durchgeführt wurde und eine sehr vielversprechende Wirkung von CBD auf Menschen mit Angststörungen beschreibt. Was CBD genau ist und was genau herausgefunden wurde, könnt ihr HIER nachlesen.
Auf diesen Beitrag habe ich erstaunlich viel Reaktion bekommen – in den Kommentaren, aber auch aus meinem privaten Umfeld. Zuerst stand ich diesem Hype um CBD sehr skeptisch gegenüber. Das Forschungsfeld dazu ist sehr neu und manche Händler preisen ihre CBD-Produkte an als wären sie Wundermittel, die praktisch alles heilen können. Tatsächlich sind die Anwendungsgebiete so breit gefächert wie bei kaum einem anderen Wirkstoff. CBD soll bei Schmerzen, Hauterkrankungen, Stress, Ängsten, Depressionen und noch vielem mehr helfen.
Aber da ich selbst unter starken Ängsten leide, die meine Lebensqualität stark einschränken, habe ich diese Skepsis beiseitegelegt. Ich dachte an den vielen positiven Erfahrungsberichten muss doch etwas dran sein und ständig unter einer Angstreaktion zu stehen ist auf jeden Fall ungesünder als so ein paar Tropfen CBD pro Tag.
Mein Test über 2 Monate
Ich habe mir im Internet ein kleines überteuertes Fläschchen des Wundermittels geholt. Es gibt unterschiedliche CBD-Konzentrationen. Ich habe mich für ein Öl mit 10 % CBD-Anteil entschieden und satte 49,90 € dafür bezahlt. Wenn man die angegebene Dosisempfehlung von 2×5 Tropfen pro Tag befolgt, habe ich die 10 ml in fast zwei Monaten aufgebraucht. Da kommen im Jahr fast 300 € zusammen. Nicht wenig, aber wenn es wirkt, dachte ich, ist es die Investition wert.
Die Wirkung
Fast regelmäßig habe ich brav das CBD wie empfohlen unter meine Zunge getropft und auf die Wirkung gewartet…und gewartet. Irgendwie hat sich bei mir absolut nichts verändert – weder zum Positiven noch zum Negativen. Ich hätte genauso gut Olivenöl nehmen können und die Wirkung wäre ähnlich gewesen. Dazu muss ich auch sagen, dass ich mir im Vornherein auch keine großen Versprechungen davon gemacht habe. Sprich ein Placeboeffekt dürfte nicht allzu hoch ausfallen.
Vielleicht war die Dosis oder Konzentration zu wenig. Es gibt auch Öle mit 15-prozentigem CBD-Anteil. Vielleicht habe ich das Öl nicht lange genug im Mund gehalten, damit es aufgenommen werden konnte (der Geschmack ist nicht so toll und mir ist es ständig in den Rachen gekommen, sodass ich etwas Trinken musste). Oder vielleicht habe ich die Wirkung auch einfach nicht gemerkt. Die Stärke meiner Ängste schwankt sehr stark und ist sehr situationsabhängig. Wenn ich einen Tag zu Hause verbringe und nicht rausgehen muss, sind meine Ängste niedriger. Wenn ich in gewohnten Situationen bin, steigt meine Angst erst gar nicht so hoch an. Das heißt es ist ein ständiges Auf und Ab. Manchmal bin ich ruhiger, manchmal ängstlicher. Es kann durchaus sein, dass mir CBD geholfen hat in einigen Situationen ruhiger zu sein als ich es sonst gewesen wäre. Aber es hatte auf keinen Fall einen allgemeinen angstlindernden Effekt.
Mein Fazit
Meine Erfahrung mit CBD reiht sich in die mittlerweile wahnsinnig lange Schlange an unterschiedlichsten Erfahrungsberichten ein. Bei mir hat es nicht gewirkt. Zumindest nicht in dem Bereich, wo ich es mir gewünscht hätte. Für andere habe ich es nicht gezielt ausprobiert.
Hat sich meine Skepsis gegenüber CBD nun bestätigt? Ja und Nein. Ich verurteile nach wie vor wie leichtfertig und mit welchen Versprechungen CBD-Produkte verkauft werden. Es ist ein Hype, indem viele ein lukratives Geschäft sehen. Die Wissenschaft darüber steckt noch in den Kinderschuhen. Zum Beispiel gibt es keine Aussagen zu Langzeitwirkungen und die meisten Studien basieren auf recht kleinen Studiengruppen. Das wird sich ändern und dann können bessere Aussagen zu der Wirkung von CBD getroffen werden.
Anderseits sehe ich die Menschen, denen es hilft. Und warum sollte man es ihnen wegnehmen? CBD ist bestimmt nicht das einzige Produkt auf dem Markt, wo der wissenschaftliche Stand nicht ausgereift ist. Außerdem ist eine Studie nicht unbedingt eine Darstellung der Realität. So viel habe ich in meinem Psychologiestudium schon gelernt. 😉
Letztendlich zeigt mit mein kleiner Test, was ich eh schon wusste: Wir Menschen sind so unterschiedlich, dass es nie nur eine einzige Behandlungsmethode für alle gibt. Ich glaube, dass CBD wirkt. Nur nicht für jeden und nicht für alles. Wie meine Lateinlehrerin schon immer sagte: Alle, immer, nie gibt es nicht.
Zum Weiterlesen: Der Hype um CBD und ob es wirklich wirksam ist
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Ausgesprochen interessant, liebe Julia.
Lieben Dank, dass Du das ausprobiert hast, auch wenn Dein Bericht leider meine Vorerfahrungen bestätigt.
Ich hatte zu Deinem letzten CBD-Beitrag schon (aus irgendeinem Grunde als anonymus) kommentiert, dass ich da ähnlich skeptisch eingestellt bin wie Du, aber auch aus dem unmittelbaren Bekannteinkreis geradezu euphorische Erfahrungsberichte zur Schmerzlinderung höre. Ich hatte es mal mit einem kleinen Fläschchen probiert und keinerlei Wirkung gespürt – weder gegen Schmerzen noch gegen Ängste.
Mag sein, dass da zwei Faktoren eine Rolle spielen:
1. Wie Du auch bin ich gegen jegliche „Mittelchen“ grundsätzlich skeptisch eingestellt und habe Probleme „zu glauben“, was sicherlich einen gewissen negativen Placebo-Effekt verursacht hat. Übrigens wirken bei mir auch starke Schmerzmedikamente fast nie und nur wenn es gar nicht mehr auszuhalten ist, kombiniere ich mit dem Wirkstoff Lorazepam, was dann schlussendlich wirklich hilft. Das ist nun aber für den regelmäßigen Gebrauch nicht empfehlenswert …
2. Wirken auch konventionelle Medikamente nicht bei jedem Menschen gleich und aus demselben Grund dauert es bei manchen Patienten ja auch lange, bis ein wirkungsvolles Antidepressivum gefunden wird, das dann auch noch in einer weiteren Krankheitsphase möglicherweise nicht mehr hilft. Insofern denke ich, dass es nicht schadet, wenn jedeR für sich selbst probiert, ob CBD bei ihm/ihr hilft oder nicht, da, nach allem was man bisher weiß, kaum Nebenwirkungen auftreten.
Hilfreich wären hier weitere Studien, damit im Zweifelsfall CBD als Medikament von den Krankenkassen finanziert werden könnte, denn die Kosten sind wirklich außerordentlich, besonders wenn man bedenkt, dass psychisch Kranke Menschen wesentlich häufiger von Armut betroffen sind als die durchschnittliche Bevölkerung. Zugespitzt formuliert: die Zielgruppe, die ein wirkungsvolles Präparat am dringendsten bräuchte, kann sich jenes Präparat am wenigsten leisten.
Ich bin gespannt auf die weitere Diskussion hier bei Dir und anderswo zum Thema. Vielleicht kommst Du irgendwann noch einmal darauf zurück.
Herzliche Grüße
Ines (früher Agnes)
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Ich kann dir nur absolut zustimmen, liebe Ines. Ich denke, dass es wirklich sehr individuell ist, was bei wem wirkt. Die Antidepressiva finde ich ein schönes Beispiel, wo diese Unterschiede sehr gut zu sehen sind. Deshalb bin ich absolut dafür, dass jeder, der Interesse hat, CBD für sich ausprobiert. Auch wenn es letztendlich bei manchen „nur“ ein Placeboeffekt sein sollte, ist das auch ein positiver Effekt, der ausgenutzt werden sollte.
Ich kann mir gut vorstellen, dass CBD als Medikament eingestuft werden kann, wenn die Wirkung besser erforscht ist. Allerdings denke ich auch, dass das noch eine Weile dauern wird. Die Arzneimittelkriterien sind relativ streng. Leider ist CBD somit im Moment nur ein Mittel, das der breiten Bevölkerung nicht wirklich zugänglich ist.
Liebe Grüße
Julia
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