Eine Liebesgeschichte, der etwas anderen Art – „Zwischen meinen Worten“ von Mounia Jayawanth (Buchrezension)

Auf meinem Blog finden sich bisher eher wenige Buchempfehlungen. Zum einen gab es eine Rezension zu dem Buch „Essstörung. Was ist das?“ von meiner lieben Freundin und Bloggerkollegin Michaela Schubert. Zum anderen habe ich meine Meinung zu „Psyche? Hat doch jeder!“ von Lena Kuhlmann abgegeben.

Heute, sozusagen das dritte Buch im Bunde vorzustellen, ist für mich etwas ganz Besonderes. Denn erstmalig war ich am Entstehungsprozess beteiligt. Das war nicht nur unglaublich spannend, sondern hat mir auch gezeigt wie viel Arbeit hinter einer Buchveröffentlichung steht. „Zwischen meinen Worten“  von meiner Freundin Mounia Jayawanth, die einigen von euch durch ihren Blog Mias Anker bekannt sein dürfte, ist ein Jugendroman, der definitiv nicht die klassischen Klischees erfüllt. Dabei beschäftigt sich die Geschichte eigentlich ständig mit Klischees… Weiterlesen „Eine Liebesgeschichte, der etwas anderen Art – „Zwischen meinen Worten“ von Mounia Jayawanth (Buchrezension)“

Essen als Emotionskontrolle – das einzig wirksame Mittel

Essen hat für mich eine viel größere Bedeutung als die überlebensnotwendige Energiezufuhr. Über die Jahre hinweg, manifestiert in meiner Essstörung, ist die Nahrungsaufnahme zu einer „Lösung“ für alles geworden.

Viele Menschen verbinden Essen mit Genuss. Der Geschmack eines leckeren Essens löst positive Emotionen aus. So ist unser Gehirn gemacht. Wären wir als Höhlenmenschen nicht motiviert gewesen uns Nahrung zu suchen, würde es die Menschheit heute nicht geben. Die positiven Auswirkungen von Essen auf die Botenstoffe in unserem Körper haben uns dabei geholfen die mühsame Nahrungsbeschaffung auf uns zu nehmen. Dieses System besteht bis heute – auch wenn es in unserer westlichen von Lebensmitteln überschwemmten Welt nicht mehr unbedingt notwendig ist.

„Food: the good girl´s drug“, dieser Buchtitel von Sunny Sea Gold beschreibt in wenigen Worten perfekt meine Beziehung zum Essen. Ich habe die positiven Emotionen, die mit der Nahrungsaufnahme verbunden sind zweckentfremdet. Ich esse immer, wenn etwas nicht gut läuft. Weiterlesen „Essen als Emotionskontrolle – das einzig wirksame Mittel“

6 Ursachen für meine Fressanfälle

In letzter Zeit habe ich mich immer wieder damit beschäftigt, was denn eigentlich meine Essattacken auslöst. Für alle, die nicht wissen wovon ich gerade spreche: Hi, ich bin Julia und ich leide unter Binge Eating – einer Essstörung, wo man bei Fressanfällen unkontrolliert große Mengen an Essen zu sich nimmt, bis der Bauch schmerzt. Anders als bei der Bulimie, wird die massive Essensaufnahme jedoch nicht wieder kompensiert z.B. durch Erbrechen, Sport oder Abführmittel (Genaueres zu den unterschiedlichen Essstörungen findest du HIER).

Ich möchte in diesem Beitrag die mir bisher bekannten Gründe aufführen, warum es zu meinen Fressanfällen kommt. An dieser Stelle ist es mir wichtig zu betonen, dass dies MEINE Gründe sind und die Ursachen von Essanfällen so unterschiedlich sind wie die Personen, die sie betreffen. Es gibt nicht DIE Ursache oder DEN Auslöser. Das ist immer sehr individuell.

  1. Anspannung/Ängste

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Du bist doch selbst schuld an deiner Essstörung!

Heute widmen wir uns wieder einmal einem Thema aus der bunten Kiste „Vorurteile und Stigmatisierung von Essstörungen“. Die liebe Michaela von Happy Kalorie (die übrigens auch einen tollen Beitrag dazu verfasst hat), machte mich vor kurzem auf einen Artikel aufmerksam, indem der Autor Nils Binnberg von seiner Orthorexia Nervosa berichtet.  Das ist vereinfacht gesprochen eine Essstörung, bei der man sich im übertriebenem Maße mit einer „gesunden“ Ernährung auseinandersetzt. Er berichtet wie er jedem Ernährungstrend hinterherrannte, um sich gesund zu ernähren – dabei war er schon längst krank. Den ganzen Artikel könnt ihr hier nachlesen: Wut auf Ernährungs-Gurus „Ich wollte nur gesund essen – und wurde davon krank“

Der Punkt des Beitrags ist, dass uns diese Vielzahl an Ernährungstrends, die von allen möglichen Seiten auf uns einprasseln, krank machen können und dass hier große Vorsicht geboten ist. Das sehe ich absolut genauso. So weit, so gut. Aber warum greife ich dieses Thema hier noch einmal auf? Weiterlesen „Du bist doch selbst schuld an deiner Essstörung!“

Frohe Weihnachten – trotz Essstörung

An dieser Stelle möchte ich euch nicht nur frohe Weihnachten wünschen und danke sagen – an jeden, der meine Beiträge liest oder auch kommentiert! Ich hatte bei vielen Beiträgen dieses Jahr die Gelegenheit eure Meinungen und Erfahrungen zu hören und ich sehe das als großes Geschenk an. Es ist nicht selbstverständlich, dass man in einer Zeit, wo das Internet vor Inhalten überquillt, gerade meinen kleinen Blog liest! Also vielen Dank!!!

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Ich möchte euch hiermit aber auch noch einmal etwas für die Feiertage mitgeben. Und zwar habe ich alle meine Beiträge und Videos zum Thema Weihnachten mit Essstörung gesammelt (+ zwei externe Links). Vielleicht seid ihr ja selbst betroffen und euch helfen die Beiträge ein wenig oder ihr seid Angehörige oder interessiert euch einfach nur für dieses Thema. Weiterlesen „Frohe Weihnachten – trotz Essstörung“

Essstörung – Sucht als Routine

Meine Annahme war bisher, dass mein Binge Eating daher kommt, dass ich mich nicht mit unangenehmen (oder auch angenehmen) Gefühlen beschäftigen möchte. Über die Jahre ist in meinem Gehirn der Lernprozess entstanden, dass ich esse bzw. nicht esse, wenn ich von den in mir ausgelösten Emotionen flüchten möchte. Es gibt natürlich noch viele kleine andere Auslöser für Fressanfälle, aber das sah ich als Hauptpunkt an.

Nun hatte ich letzten Freitag ein Seminar, indem ein Suchtexperte uns Studierenden die Mechanismen hinter Suchtverhalten erklärt hat. Er hatte den Ansatz uns zu vermitteln, dass viele Dinge in Bezug zu psychischen Erkrankungen nicht so sind, wie sie im ersten Moment scheinen. So sieht er Suchtverhalten nicht (nur) als eine Art Coping-Strategie, die Menschen anwenden, die emotionale oder kognitive Defizite aufweisen (so wie es auch von vielen Psychotherapeuten angenommen wird), sondern er betonte immer wieder, dass „ganz normale“ Menschen Suchtverhalten entwickeln.

Sucht ist ein biologischer Prozess und irgendwann wird unser Suchtverhalten nur noch von unserem Belohnungssystem gesteuert (natürlich vereinfacht gesprochen). Es wird ein automatischer Prozess, gegen den wir uns schwer währen können. Er nahm hier den Vergleich mit einer Tüte Chips. Weiterlesen „Essstörung – Sucht als Routine“

Sportunterricht – Futter für meine Essstörung

Ich war immer eines dieser Kinder, das Sportunterricht gehasst hat. Nicht, weil ich unbedingt unsportlich war. Nein, ich war in manchen Disziplinen besser als die meisten Kinder, was nicht zuletzt auch daran lag, dass ich ein recht großes Kind war, im Vergleich zu den anderen. 😉

Aber es gab auch sehr viel im Sportunterricht, was ich absolut nicht mochte und wo ich auch richtig schlecht war. Dazu zählten z.B. die meisten Ballspiele, in denen es meist um weglaufen und gefangen/getroffen werden ging. Dieses, sorry, doofe Hin und Hergerenne fand ich nicht nur sinnlos, ich war dabei auch immer so nervös, weil ich mein Team nicht enttäuschen und perfekt sein wollte.

Hier haben wir schon den Kernpunkt erreicht: Weiterlesen „Sportunterricht – Futter für meine Essstörung“

Ekel und Angst vor seinem Körper überwinden – Kann Körperexposition helfen?

In meiner letzten Seminararbeit durfte ich über eine für mich sehr interessante Behandlungsmethode schreiben, die bei Essstörungen und Menschen mit einem negativen Körperbild eingesetzt wird. Es handelt sich dabei um die sogenannte Körperexposition, auch Spiegel- oder Figurexposition genannt.

Was ist Körperexposition?

Der Begriff Körperexposition entstand in Anlehnung an das Expositionsverfahren, das vorwiegend bei Angst- und Zwangsstörungen eingesetzt wird. Weiterlesen „Ekel und Angst vor seinem Körper überwinden – Kann Körperexposition helfen?“

Meine Erfahrung mit Verhaltenstherapie – Der „Quick-Fix“ unter den Therapien?

Ich habe in meinem Leben schon eine ganze Menge Therapien gemacht – stationär und ambulant. Genauer könnt ihr das in diesen beiden Beiträgen nachlesen:

Wenn ich bei den ambulanten Therapien bleibe, habe ich bisher – abgesehen von der absolut misslungenen Hypnotherapie – nur Verhaltenstherapie bzw. Kognitive Verhaltenstherapie gemacht. Das ist auch nicht verwunderlich, denn die Mehrheit aller Psychotherapeuten sind auf Verhaltenstherapie spezialisiert und als Patient hat man ohnehin meist weder die Wahl noch das Wissen, welche Therapieform gut wäre. Auch im Studium kommen andere Therapierichtungen zu kurz, aber das ist ein anderes Thema.

Bei der Verhaltenstherapie konzentriert man sich auf die aktuelle Problematik und nicht unbedingt auf die Vergangenheit (genauer erkläre ich das im Video unten). Dadurch dauert eine Verhaltenstherapie auch meist nicht so lange wie z.B. eine Psychoanalyse. Das war für mich der richtige Fokus, denn ich habe meist die Einstellung: Was vergangen ist, ist vergangen und ich kann mich sowieso oft nicht mehr richtig daran erinnern. Das zählt natürlich nicht für alle Störungsbilder. Beispielsweise bei einer PTBS ist die Vergangenheit natürlich ein großes Thema.

Was ich sehr an meiner letzten Verhaltenstherapie genossen habe waren die Beiträge meiner Therapeutin. Oft hat sie aus ihrem Leben erzählt und mir so das Gefühl gegeben, dass ich ganz „normal“  bin mit meinen Emotionen und Gedanken. Es gibt andere Therapieformen, wo der Therapeut versucht absolut neutral zu bleiben oder sich nur wenig einmischt.

Außerdem bin ich ein Fan davon, dass auch zu Hause Übungen durchgeführt werden können, denn ich mag es nicht so gerne, wenn mir bei allem auf die Finger geschaut wird. Weiterlesen „Meine Erfahrung mit Verhaltenstherapie – Der „Quick-Fix“ unter den Therapien?“

10 Jahre Essstörung – Mein einziger Freund

Ich bin mit elfeinhalb an Magersucht erkrankt. Jetzt bin ich 22 und habe Binge Eating. Das heißt ich lebe schon seit über 10 Jahren mit Essstörung.

Aufgeschrieben klingt das echt furchtbar! Es ist mein halbes Leben, das ich mittlerweile mit dieser abscheulichen Krankheit verbringe. Als ich mich das erste Mal mit dem Thema Essstörung beschäftigt habe und im Internet Berichte fand, dass Menschen schon ihr ganzes Leben damit zu kämpfen hätten, konnte und wollte ich das nicht glauben. Bei mir wird das bestimmt nicht so! Dachte ich zumindest…

Viele sagen, ihre Essstörung hätte ihnen ihre Jugend gestohlen und sie hätten Jahre ihres Lebens verschwendet. Als Verschwendung sehe ich es nicht, jedoch habe ich durch meine Essstörung (und alle anderen psychischen Macken) viel in meiner Teenagerzeit nicht gemacht, was viele anderen machen. Angefangen damit, dass ich kaum vor anderen essen wollte und damit schon mal eine Menge soziale Ereignisse wegfallen, über das Verstecken meines Körpers durch weite Kleidung bis hin zu dem Grauen mich und meinem Körper im Sportunterricht zu bewegen. Ich weiß noch, dass ich sogar im Gymnasium einmal an einer Klassenfahrt betitelt als „Sportwoche“ nicht mitgefahren bin aus Angst mich dort in Schwimmbekleidung zeigen zu müssen (was auch der Fall gewesen wäre). Das war der EINZIGE Grund, warum ich nicht mitgefahren bin! Und das war in meiner „inaktiven“ Magersuchtszeit!


Man kann nämlich meine Essstörungsphasen von 11 bis 22 Jahren so einteilen:

  • 11-12: Magersucht mit stationärem Klinikaufenthalt und depressiver Symptomatik
  • 12-17: „Inaktive“ Essstörungen. Das heißt im Verhalten Symptomfrei, im Kopf sehr wohl essgestört.
  • 17-19: Starke Magersucht mit ambulanten Therapien und stationärem Aufenthalt.
  • 19-22: Binge Eating mit depressiver Symptomatik und zunehmenden sozialen Ängsten.

Das ist die Kurzfassung. Wer mehr lesen möchte: hier ein paar mehr Artikel zu meiner Geschichte.


Und jetzt stehe ich hier und kann sagen, dass es mir besser geht. Ich habe immer noch Binge Eating, hadere mit meinem Körper und meinem Spiegelbild, reagiere extrem empfindlich auf Kommentare von anderen, habe Angst vor Bewertungen und kämpfe gegen Sinnlosigkeit.

Aber ich habe gelernt damit umzugehen. Zumindest an den meisten Tagen weiß ich, dass es nie nie nie eine Option ist aufzugeben! Ich kämpfe mich durch und dieser Blog ist dabei eine große Stütze für mich.

Ich weiß auch, dass ich nie 100% frei sein werde von meiner Essstörung. Meine Therapeutin meinte, dass die Essstörung für mich über die Jahre mein einziger Freund war, der sich gehalten hat. Es ist ein sehr schädlicher Freund, aber ich brauche ihn. Es fällt mir schwer mir das einzugestehen und macht mich sehr traurig. Ob ich jemals fähig bin meinen „Freund“ gehen zu lassen? Ich weiß es nicht. Ich kämpfe gerade sehr mit mir, weil ich weiß, dass ich meine Essstörung loslassen oder zumindest den Platz frei machen muss, damit er belegt werden kann von echten Freunden, die mir nicht schaden.

Es ist eine Leidensgeschichte für die ich kein Mitleid will. Es ist eine Geschichte, die ich niemandem auf dieser Erde wünsche!


► Mein YouTube Kanal: JULIA LEBENSWELT

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