Ich bin eigentlich kein Fan davon psychische Erkrankungen unbedingt in Diagnosen quetschen zu wollen, u.a. weil ich mit ihren Definitionen oft nicht übereinstimme. Zum besseren Verständnis, sei aber hier mal angeführt, was denn im Allgemeinen unter Depressionen und ihren Formen verstanden wird.
Depressionen gehören laut dem Diagnosekatalog ICD-10 zu den Affektiven Störungen, die sich durch eine Veränderung der Stimmung oder des Affekts (eine vorübergehende emotionale Gemütsregung) beschreiben lassen. Dabei kann es entweder zu einer gedrückten Stimmung kommen (Depression) oder zu einer gehobenen (Manie). Manische Episoden, charakterisiert durch eine gehobene Stimmung, gesteigerten Antrieb und möglichen psychotischen Symptomen, werden bei wiederholtem Auftreten und auch in Kombination mit depressiven Episoden als Bipolare Störung bezeichnet.
Wir konzentrieren uns aber hier auf die Depression. Diese zeichnet sich durch gedrückte Stimmung und einer Verminderung von Antrieb und Aktivität aus. Eine Depression hat jedoch viele Gesichter und setzt sich aus emotionalen, kognitiven und körperlichen Symptomen sowie Verhaltensweisen zusammen.
- Emotionale Symptome z.B. das Gefühl von Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Leere, Schuld oder Verzweiflung
- Kognitiven Symptome z.B. Grübeln, Pessimismus, negative Gedanken und Einstellungen, Suizidgedanken, Zweifel oder Gedächtnisschwierigkeiten
- Körperliche Symptome z.B. Energielosigkeit, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit/gesteigerter Appetit oder Anspannung
- Verhaltensweisen z.B. verringerte Aktivität, Unruhe, verlangsamte Sprache oder kraftlose Körperhaltung
Formen von Depressionen
Depression ist aber nicht gleich Depression. Es gibt viele verschiedene Formen, die sich vor allem in ihrer Stärke und Zeitdauer unterscheiden. Wichtig ist hier vor allem für Ärzte und Psychotherapeuten die Unterscheidung zwischen einer depressiven Stimmung wie sie jeder von uns hin und wieder erlebt und einer behandlungsbedürftigen depressiven Störung. Der offizielle Unterschied ist, dass eine depressive Episode mit einer konkret festgelegten Anzahl von Symptomen mindestens zwei Wochen anhalten muss. Eine durchschnittliche depressive Episode dauert 3-4 Monate.
Innerhalb der depressiven Episoden wird zusätzlich unterschieden, ob, je nach Ausprägung der Symptome, eine leichte, mittelgradige oder schwere Depression vorliegt. Letztere kann auch von psychotischen Symptomen (z.B. Halluzinationen) begleitet werden. Außerdem gibt es noch rezidivierende depressive Episoden, also das wiederkehrende Auftreten einer depressiven Episode oder die Dystymie, die sich durch eine durchgehende, nicht auf Phasen beschränkte, gedrückte Stimmung auszeichnet. Es gibt aber noch weitere Arten der Depression wie die Saisonale Depression (auch „Winterdepression“ genannt) oder die Postpartale Depression (auch „Wochenbettdepression“ genannt)
Depressionen kommen auch häufig in Kombination mit anderen psychischen Erkrankungen vor wie Angststörungen oder Substanzstörungen, aber auch gemeinsam mit körperlichen Erkrankungen.
Quelle ICD-10 für Affektive Störungen: http://www.icd-code.de/icd/code/F30-F39.html
Wer ist betroffen?
Frauen sind ungefähr doppelt so häufig betroffen wie Männer. Gemeinsam mit den Angsterkrankungen sind die Depressionen die am häufigsten vorkommenden psychischen Erkrankungen (genaue Zahlen findet ihr HIER). Anders als oft von den Medien propagiert, nimmt die Anzahl klinischer Depressionen nicht zu. Woran es jedoch liegt, dass Depressionen mittlerweile als „Volkskrankheit“ betitelt werden, könnt ihr in diesem schönen Artikel nachlesen: Weshalb steigt die Zahl der Betroffenen?
Meine Erfahrungen
Als ich mit elf Jahren das erste Mal an Magersucht erkrankte, bekam ich in der Klinik auch Antidepressiva, die meine Stimmung deutlich verbesserten. Mit Beginn meines Studiums wurde mir erstmals auch eine depressive Episode diagnostiziert, die ich mit Hilfe von Antidepressiva und Psychotherapie in den Griff bekommen habe. Auch jetzt, Anfang 2019, habe ich mit Sypmtomen zu tun, die aus diagnostischer Sicht einer Psychotherapeutin einer leichten depressiven Phase gleich kommen bzw. aus meiner Sicht auch unter dem nicht offiziell anerkannten Begriff einer Hochfunktionalen Depression fallen könnten. Anders als von vielen Betroffenen mit Depression beschrieben, habe ich nie ein komplettes Gefühl der Leere empfunden, sondern eher Gefühle der Traurigkeit, Sinnlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Mehr über meine Erfahrungen mit Depression:
Wie schon gesagt gibt es unglaublich viele Formen von Depressionen und hier habe ich wirklich nur einen Teilaspekt daraus beschrieben wie Menschen von Depression betroffen sein können.
Wichtig ist, wie immer, dass man nicht nur Hilfe suchen bzw. bekommen sollte, wenn man den offiziellen Diagnosekriterien entspricht. Jedem, der leidet, sollte geholfen werden, immer auch mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass hinter den meisten Suiziden Menschen mit depressiven Symptomen stecken.